Colloque – Franziskus interpretieren. Historische Deutungen zwischen Entdeckung und Entfremdung

Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Bonn
06.03.2025 – 08.03.2025

Wie keine zweite Gestalt der katholischen Kirche erfährt Franziskus von Assisi ungebrochene Zuneigung und vielfältige Resonanz. Seine ebenso rigorose wie streitbare Hinwendung zum Evangelium, um „nackt dem nackten Christus [zu] folgen“, inspirierte und provozierte Menschen zu seinen Lebzeiten und bis in unsere Tage.

In Sichtweite des Gedenkens anlässlich seines 800. Todesjahres 2026 stellt sich aus historischer Perspektive die Frage, die seit seinem Tod von Generation zu Generation neu zu stellen und zu beantworten ist: Wer war Franziskus? Eine einfache Frage, auf die es keine überzeitliche, aber umso mehr individuelle Antworten gibt. Die bereits im 13. Jahrhundert ganz überwiegend ordensintern entstandenen Viten, Legendensammlungen und Wunderberichte wuchsen zu einem für die Epoche in Vielzahl und Vielfalt singuläres hagiographisches Schrifttum an, das eindrücklich die Interpretationsbreite des Lebens und Wirkens des Heiligen aus Assisi spiegelt. Zahlreiche spätmittelalterliche historiographische Werke und theologische sowie philosophische Traktate fächerten das Spektrum der unterschiedlichen und bisweilen kontroversen Deutungen des Franziskus-Lebens weiter auf. Die Rezeption des Franziskus ließ sich überdies weder exklusiv auf die eigene Brüdergemeinschaft begrenzen noch durch den Franziskusorden einhegen. Kurzum: Franziskus‘ Persönlichkeit und Lebensweise wurde und wird durch die Zeit immer wieder neu interpretiert, anders akzentuiert und verschieden artikuliert, sie fordert Kirche und Gesellschaft heraus. Ziel der Tagung ist es, ausgehend von der Person des Franziskus unterschiedliche Interpretationen seines Lebens und Wirkens zu benennen und deren geschichtliche Entwicklungen und Verwicklungen in der franziskanischen Ordensfamilie und darüber hinaus herauszuarbeiten sowie deren Relevanz und Potenzial für Kirche, Religion und Gesellschaft der Gegenwart freizulegen.

Programme :

Donnerstag, 06. März 2025

13.00 Anmeldung
Bonner Universitätsforum, Heussallee 18-24
Stehkaffee

13.30 Eröffnung und Grußworte

Sektion I: Interpretationszugänge
Moderation: Gisela Muschiol

14.00 The Character of the Franciscan Charism – Krijn Pansters
15.00 Vielerlei Franziskus als Chance – Konkurrierende Denkstrukturen in der Franziskanerforschung zwischen konfessioneller Indienstnahme und dem Wandel historischer Forschung angesichts historischer Jubiläen – Heinz-Dieter Heimann
16.00 Kaffeepause

16.30 Franziskus interpretieren. Überlegungen zu frühen Bildzeugnissen – Harald Wolter von dem Knesebeck
20.00 Öffentlicher Abendvortrag
Festsaal Hauptgebäude Universität Bonn, Am Hof 1

Ökoheiliger und zweiter Christus. Spiegelung religiöser Sehnsüchte in Franziskus – Volker Leppin

Freitag, 07. März 2025

Sektion II:
Regel – Reform – Observanz
Moderation: Sr. Jakoba Zöll

9.00 Von Franziskus lernen. Bild und Bedeutung des Heiligen in der Unterweisung des franziskanischen Nachwuchses – Mirko Breitenstein
10.00 Zwischen Entdeckung und Entfremdung – die Laienbrüder im Minderbrüderorden des 13. Jahrhunderts am Beispiel der Provinz Saxonia – Bernd Schmies
11.00 Kaffeepause
11.30 : Interpreting Francis: The friars, popes, and commentaries on the Minorite Rule (13th-16thcent.) – Francesco Carta
12.30 : Mittagsessen

Sektion III:
Körper und Geschlecht
Moderation: Christina Andenna

14.30 „Den Leib hassen“ und „Süßigkeit des Leibes“. Leibhaftigkeit als Schlüssel zu Franziskus – Norbert Köster
15.30 Franziskus als vorbildlicher Mann? Konstruktionen von Männlichkeiten in den Franziskusviten Celanos – Sr. Jakoba Zöll
16.30 Kaffeepause

17.00 Interpreting Francis in East-Central European Women‘s Communities – Kirsty Day
18.00 Die weibliche Variante der minoritas: „Das Leben der Schwestern, die in der Welt verbleiben, ist das verachtenswerteste, und wenn es ein noch verachtenswerteres gäbe, hätte ich dieses gewählt“ – Maria Pia Alberzoni
19.30 optional: gemeinsames Abendessen (auf eigene Kosten)

Samstag, 08. März 2025

Sektion IV:
Wirtschaft – Geld – Armut
Moderation: Bernd Schmies

9.00 Von Kapital bis Gemeinwohl. Die Franziskaner als Innovativen der mittelalterlichen Wirtschaftsethik – Tanja Skambraks
10.00 Formen franziskanischer Armutspraxis vor 1323 – Jens Röhrkasten
11.00 Kaffeepause


11.30 On the Footprints of Francis in manuals for religious instructions. The case of the Quadriga litteralis by Niccolò da Osimo (1375 1453) – Andrea Mancini
Abschlussdiskussion
12.30 Mittagessen

Abreise oder Aufbruch nach Köln

15.00 optional:
Führung Handschriftenabteilung Diözesan- und Dombibliothek Köln mit Dr. Harald Horst (max. 25 Teilnehmer:innen)
Änderungen vorbehalten

Source : H-Soz-Kult

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Réseau des médiévistes belges de langue française
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